Dienstag, 1. November 2005

Gnadenlos blamiert

Eigentlich sollte ich das hier nicht reinschreiben, denn es wird für ewiges Gelächter auf meine Kosten sorgen. Aber trotzdem - nur die Harten komm' in' Garten.

Gestern war ich in einer Eisdiele. Da meine Gier natürlich sehr groß ist, wollte ich drei Bällchen haben. Ein echtes Männereis halt. Und was sag ich Volltrottel zu der Bedienung ? Breit grinsend in Erwartung des leckeren Eises erkläre ich laut und deutlich:

"I'd like to have three balls !"

-Stille umgab mich-

Die Bedienung, etwas unsicher:

"Three cones ?"

Ein Mann neben mir, heldenhaft seine Gesichtszüge unter Kontrolle haltend:

"Three scoops"

Schnell nenne ich meine Sortenwünsche, bezahle und suche das Weite...

Melbourne, Tag 2

Montag, 31.10.2005

Der Tag beginnt schon wieder toll, indem ich mein Zimmer verlasse und den Schlüssel drin vergesse. Das Bad ist auf dem Flur (billiges Zimmer…), und so marschiere ich, Handtuch geschultert, ins Foyer und muss die Rezeption bemühen. Wenigstens war ich ordentlich angezogen...

In der Stadt treffe ich auf den unumstößlichen Beweis, dass hier in Australien alle Menschen auf dem Kopf stehen ! Ist ja schliesslich auch die andere Seite der Erde !
Der Beweis. Hier stehen alle auf dem Kopf
Erst einmal gehe ich ein wenig shoppen und kaufe mir ein paar Kleinigkeiten. Danach marschiere ich zum Melbourne Museum. Eintritt für Studenten frei, und das Imax kriege ich ermässigt - Jippih !

Ich gehe in die Ausstellung über Aborigines. Meine Güte, ich hatte ja keine Ahnung, wie das hier abging ! Die Weissen haben fürchterlichst gewütet. Bis dato dachte ich, dass sie die Aborigines """"nur"""" (man beachte die multiplen Anführungszeichen) von ihrem Land vertrieben und diskriminiert hätten. Aber da lag ich meilenweit daneben. Weisse Siedler haben Aborigines wie Wild gejagt und getötet, ihre Schädel als Trophäen behandelt. Die Regierung entriss Eltern ihre Kinder und steckte sie in grausame Erziehungsheime, damit die Kinder “zivilisiert” aufwachsen können. Die Kultur der Aborigines wurde einfach ignoriert, denn das war per Definition keine Kultur, es waren Wilde. Wurde irgendwo ein Weisser ermordet, wurden zur Rache zwanzig Aborigines getötet…
Manche der dort aufgeführten Fakten erinnerten mich als Deutschen doch teilweise sehr stark an die Zeit vor sechzig Jahren bei uns. Die Art, wie andere Menschen degradiert und willkürlich ermordet wurden, lässt sich wohl leider überall auf der Welt finden. Lief doch mit den Indianern in den USA genau so.
Ich kann mir leider noch kein umfassendes Bild von der Geschichte der Aborigines machen und wie die Vergangenheit hier in Australien bewältigt wird. Aber das ist ein Thema, was mich interessiert, ich denke, dass ich da noch nicht das letzte Wort in mein Blog geschrieben habe.

Imax. Das Riesenkino. Die Leinwand ist gigantisch, genaue Zahlen hab ich leider nicht. Gezeigt wird ein 3D-Film, “Walking on the Moon”. Eine tolle Geschichte über die Mondmissionen mit vielen Szenen direkt auf der Oberfläche. Toll gemacht. Wie dieses winzige Raumschiffchen dort gelandet ist und absolut einsam und verloren inmitten einer gigantischen Stein- und Staubwüste stand… (falls die überhaupt da oben waren, um die Verschwörungstheoretiker hier mal zufrieden zu stellen).

So langsam trete ich den Heimweg an. Mir tun die Füße vom vielen Latschen weh. Im direkten Stadtzentrum lässt sich alles zu Fuß sehr gut erreichen. Und für den knappen Tag, den ich Summa Summarum da war, reicht das auch. Man kann solche eine Stadt gar nicht in so kurzer Zeit erfassen. Ich habe diesen Besuch also genutzt, um einen Eindruck von Melbourne zu bekommen und einige Kleinigkeiten zu sehen.
Die Rückfahrt nach Geelong dauert wieder eine Stunde, am Bahnhof hadere ich mit mir, ein Taxi zu nehmen (Bus = Mist weil fährt seltenst). Daher latsche ich die sechs Kilometer nach Hause. Holla, jetzt spüre ich die Füße aber !
Denn man Prost, ich ruhe mich jetzt was aus.

Ein Trip nach Melbourne

(Sonntag, 30.10.-Montag, 31.10.)

Na das fängt ja gut an. In hab die Zeitumstellung verpasst und mit ihr den Zug. Naia,hab ich Zeit mein Buch zu lesen. Habe von Dan Brown den Da Vinci Code gelesen und bin gerade an einem seiner anderen Bücher, “Deception Point”. Sehr spannend, kann ich nur empfehlen.
Der Komfort im Zug ist Klasse. Sehr bequeme Sessel, ein wenig Wohnzimmeratmosphäre. Und das ist nur die Economy Class…
Die Fahrt dauert eine Stunde, an jeder Mülltonne wird angehalten. Ist ungefähr so wie die Fahrt von Aachen nach Köln.
Auf der Bahnhofstoilette in Melbourne ist gerade ein Mitarbeiter dabei, mit einer Zange Nadeln aufzusammeln. Schöner Empfang… ich watschel weiter ins Stadtzentrum. Auf dem Weg dahin laufen hinter mir drei Jugendliche her, die gerade über den Konsum von Haschisch oder sonstwas fachsimpeln. Meine Fresse, wo bin ich hier gelandet ? (Das sollte dann aber auch schon alles sein mit “Drogenerlebnissen”, war nur ein komischer Empfang).
Die Innenstadt von Melbourne ist gerastert, das erleichtert die Orientierung. Viele Wolkenkratzer. Was ins Auge fällt ist die ungewöhnliche Paarung der Gebäude. Direkt neben den riesigen Türmen stehen kleine, alte viktorianische Gebäude mit viel Geschnörkel. Starker Kontrast.
Melbourne-Skyscraper
Als nächstes fällt mir auf, dass es unendlich viele Kirchen gibt. Meine Güte ! Hier scheint jeder Strassenzug mehrere Kirchen zu haben. Einige Kirchen davon könnten 1a für einen Dracula-Film herhalten. Sehr gezackte und spitze Architektur mit vielen Wasserspeiern und Figuren, und pechschwarze Wände. Ich vermute, dass das zum einen ein dunkler Stein ist und der Rest Dreck. Andere ältere Gebäude sehen nämlich nicht so dreckig aus…
Leider bin ich recht spat angekommen. Es ist Sonntag und in der Stadt machen so langsam alle Geschäfte zu.
Anmerkung am Rande: In Australien machen die meisten Geschäfte zwischen 5 und 6 zu, nur einige Supermärkte haben länger auf. Das ist schon krass. Man befindet sich in einer riesigen Metropole und die Geschäfte machen früher zu als in fast jedem beliebigen deutschen Kaff. Egal, schaue ich mir die Stadt halt so was an. Aber zuerst – Hunger !!! Da lacht mich doch direkt ein Sushi-Takeaway an. Zehn Dollar (ca. 6,25 Euro) für sechs Monsterrollen, siehe Foto. Mampf und weg sind sie….
lecker
Danach wandere ich was durch die Stadt und lasse Melbourne auf mich wirken. Besuche sogar eine der vielen Kirchen während eines Gottesdienstes (nein, die Kirche hat sich nicht spontan selbst entzündet). Hatten einen schönen Chor dort, daher habe ich sogar ewas in den Klingelbeutel geworfen.
Danach verschlägt es mich, zur Läuterung quasi, ins Hard Rock Café. Ja, endlich hab ich auch so ein Proll-Shirt, damit auch jeder sehen kann, wo ich schonmal war. Der Eingang vom Café ist lustig. Da steht in Neonschrift über der Tür “No drugs or nuclear weapons allowed”.
Hard-Rock-Cafe-Eingang
im Hard Rock Cafe
Tja, was machen mit dem Restabend, wenn man alleine dort ist und keine Sau kennt ? Wie schon früher erwähnt, ich kenne hier leider noch kein Schwein. Auf der Arbeit habe ich bis jetzt keine Gleichaltrigen getroffen… aber ich habe in der Stadt (Geelong) zwei Anzeigen gesehen, dass ein Bassist gesucht wird. Werde dort mal anrufen, vielleicht ergibt sich ja was.

Wo war ich ? Ja, Kino. Es läuft hier doch glatt die Verfilmung von “Doom”, dem uralten, damals bahnbrechenden, Computerspiel. Geil, da muss ich rein.

Wen es nicht interessiert, wie der Film ist, beim nächsten Beitrag weiterlesen !

Der Film ist, naja, die Verfilmung eines Computerspiels halt. Im Jahr zweitausendzweihuntertirgendwas sind die Menschen auf dem Mars und finden Überreste einer uralten Marsbevölkerung. Bei den Ausgrabungen passiert irgendwas und auf einmal laufen viele böse Monsterlis durch die Gegend, die gar keinen lieb haben und alles plattmachen, was sich ihnen in den Weg stellt. Eine Marines-Spezialeinheit greift ein. Dicke Wummen, fiese Monster, viel Schleim und sehr viel teures Zeug geht kaputt. Prima, Film gefällt auf Anhieb. Auch wenn mal wieder die typischen Hollywood-Schwachsinnsklamotten laufen. Zweihundert Jahre in der Zukunft hat das Militär natürlich keine Nachtsichtgeräte mehr (heute Standardausrüstung), weshalb der Ausfall der Taschenlampe für die Soldaten katastrophal ist. Ausserdem sind Helme in zweihundert Jahren anscheinend aus der Mode. Aber die Waffen sind größer und leichter geworden… großer Badabumm ! Schauts euch an, ist ein lustiger Film.

Komische Filme und sandige Strände

Eben (es ist Samstag, der 29.10.) habe ich einen seeeeehr weirden Film gesehen. Tipp ! „Bubba Ho-Tep“. Hauptdarsteller ist Bruce Campbell (Evil Dead, Army of Darkness). Die Story: Elvis ist gar nicht tot, sondern in einem heruntergekommenen Altersheim in Texas und vegetiert vor sich hin. Das Leben ist trist und eintönig, bis eine ägyptische Mumie auftaucht und anfängt, den Bewohnern ihre Seelen durch das A****loch zu entreissen (hey, den Film hat Sharon ausgesucht !). Keine Frage – das ist ein Fall für den King.
Ein sehr lustiger Film. Die Spezialeffekte sind sehr crappy, aber das müssen sie bei einem solchen Film auch sein.

Heute war ich in Torquay. Sharon mietet dort ab Dezember ein Haus. Zehn Minuten Fussweg vom Strand entfernt !!! Es reizt mich ja schon, dort hinzuziehen, aber wenn ich das mache brauche ich auf jeden Fall ein Auto oder Motorrad, denn ohne (motorisierten) Untersatz ist man verraten und verkauft. Werde mich mal in der kommenden Woche drum kümmern, ob etwas für mich finanzierbar ist. Die öffentlichen Verkehrsmittel sind recht dürftig. Ein Bus pro Stunde vielleicht und ab zehn Uhr fährt keiner mehr.
Torquay wird auch „Surfers Capital“ genannt – Hauptstadt der Surfer. Ein endloser Strand und guite Wellen. Viel los war heute nicht, aber das mag am Wetter liegen. Momentan ist hier Frühling und es ist noch recht frisch.
Der Strand ist recht breit, abgeschlossen von kleinen sandigen Abhängen, die mit Gras bewachsen sind. Im Sommer brüten hier viele (giftige) Schlangen, weshalb man sich besser nicht in die Gräser wagt. An den Strand selbst gehen die Viecher aber angeblich nicht. Ob ich hier mal baden gehe ? Es soll im Wasser hier viele Quallen geben, aber vor allem Haie. Ab und zu wird einer der Surfer von einem Hai angeknabbert.
Mir wurde versichert, das sei trotzdem alles tooootal ungefährlich. Denn (hieb- und stichfester Beweis), ein Freund von Dem-und-dem würde schon seit 10 Jahren surfen und dem wäre noch nie was passiert.
q.e.d.

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