Red Dress Run
Geelong Hash, _die_ Adresse für verrückte Dinge. Irgendwie sind alle Australier leicht belämmert, muss am Ozonloch liegen.
Heute ist Montag, und Montag ist Hash-Tag. Und heute ist etwas Besonderes: Der jährliche Red Dress Run. Einmal im Jahr wird ein Hash Run in Geelong City abgehalten, bei dem jeder Teilnehmer ein rotes Kleid trägt - auch die Männer ! Das gesammelte Geld geht an eine Krebsstiftung, also macht man sich für einen guten Zweck zum Affen.
Wo kriege ich also ein Kleid für meinen dicken Bauch her ? Umstandsmode war nicht so mein Ding, und da habe ich kurzentschlossen am Samstag vorher ein wenig billigen Stoff in der Stadt besorgt und heute in der Mittagspause die Nähmaschine missbraucht. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Die Verarbeitung ist sehr ordentlich, aber das Design Schrott. Es ist im Grunde nur ein Sack mit Trägern. Seht selbst:
Aber ich bin ja auch Maschinenbauer und kein Schneider. Thorsten meinte, während ich das Kleid nähte: "Sag mal, woher kannst Du mit einer Nähmaschine umgehen ?" Und schwer grummelnd, weil Vorurteile gegen Textilmaschinenbauer bestätigend, musste ich zugeben, dass ich die Handhabung der Maschinentechnik (nicht das Nähen, nur die Maschinenbedienung und Einstellung) bei meiner ersten Studienarbeit gelernt hatte. Da habe ich Formgedächtnismetalle auf einer Stickmaschine verarbeitet; eine Stickmaschine ist einer Nähmaschine sehr, sehr ähnlich.
Zurück zum Kleid:
Die Borte unten ist mit Herzchen verziert, die obere Borte mit einem anderen Muster. Der Schlitz ist mit einem Karomuster abgenäht. Zusätzlich sind Schriftzüge wie "Geelong HHH" und "Red Dress Run" aufgestickt. Alles gemacht mit Standardeinstellungen der Nähmaschine, an der ich im Institut arbeite.
Es ist nicht besonders figurbetont, aber auf jeden Fall rotes, definitiv nicht-männliches Kleidungsstück, das reichte für heute Abend.
Thorsten wollte ich eigentlich auch ein Kleid nähen, aber es hatte sich kurzfristig ergeben, dass er eines leihen konnte. Besser so, weniger Arbeit für mich :-) So sah er aus:
Hm... sexy !
Der Run ging mitten durch die City, quer über Rugbyfelder, auf denen leicht irritierte jugendliche ihrem Training nachgingen, vorbei an Cafes, in denen lachende Leute saßen, über Kreuzungen, wo wir begeistert angehupt wurden !
Marge Simpson ?!?!
Die Stimmung kann man am besten mit einer Klassenfahrt der Jahrgangsstufe 10 vergleichen. Das sind durch die Bank weg gestandene Männer und Frauen, die meisten über 40; aber beim Hash werden alle zu Kindern. Es ist unglaublich.
Der Run dauerte ca. eine halbe bis dreiviertel Stunde, dann ging es wieder zum Ausgangspunkt zurück, zu den rituellen Charges.
Thorsten war Virgin Runner, daher musste er einmal saufen. Dann kam das Eklige: Er hatte neue Schuhe an, und beim Hash wird jedes Detail zum Anlass genommen, jemanden zu chargen. Leute mit neuen Schuhen bekommen da eine ganz besondere Ehre: Sie dürfen das Bier aus ihrem Schuh trinken. Hmmmm, lecker !
Und so sieht das aus:
Ich musste mitsaufen (Cola), weil ich vorgeschlagen hatte, dass Thorsten wegen seiner Schuhe gecharget wird. Natürlich hatte ich nicht den Steiss, das selbst vorzuschlagen, sondern wollte wen dazu anstiften. Das wurde mein "Verhängnis".
Prost ! Wenn ich es mir so überlege, hat er es schlimmer erwischt als ich ;-)
Und damit nicht genug. Nach sieben Hash Runs für mich war es an der Zeit, einen Spitznamen zu bekommen. Den bekommt man für dumme Sachen, die man gemacht hat, oder Sprüche, die über einen gemacht wurden. So wurde z.B. einer nach einer Konfrontation mit einem Klacks Vogel-A-A "birdshit" getauft... hab ich früher schonmal erzählt.
Meine "Taufe" wurde vom "Religious Advisor" des Hash Regimes durchgeführt. Mein Name ist nun "Pfaff", nach einem deutschen Nähmschinenhersteller. Ihr wisst schon, wegen des selbst genähten Kleides...
Ich musste mich hinknien, und der Religious Advisor, gekleidet in einen psychedelischen Kaftan und mit einer Krone, die einen Mini-VW-Bus als Zierde trägt, taufte mich. Puh, langer Satz.
Getauft wurde natürlich mit Bier. Erst ein wenig besprenkelt und zugesifft, dann wurde der (nach Thorstens Aussage dünnflüssige) Gerstensaft auf mein Haupt geschüttet. Ich stand auf, und war nun "Pfaff". So einfach ist das. Habe zwar gerochen wie ein Brauereipferd, aber was solls. War lustig.
Unterm Strich: 390 Dollar für einen guten Zweck gesammelt, in der Innenstadt zum Affen gemacht, in der Zeitung gekommen (ja, da war ein Fotograf von der Geelonger Zeitung), mit Bier getränkt worden, Spass gehabt.
Es grüßt
Pfaff ;-)
Heute ist Montag, und Montag ist Hash-Tag. Und heute ist etwas Besonderes: Der jährliche Red Dress Run. Einmal im Jahr wird ein Hash Run in Geelong City abgehalten, bei dem jeder Teilnehmer ein rotes Kleid trägt - auch die Männer ! Das gesammelte Geld geht an eine Krebsstiftung, also macht man sich für einen guten Zweck zum Affen.
Wo kriege ich also ein Kleid für meinen dicken Bauch her ? Umstandsmode war nicht so mein Ding, und da habe ich kurzentschlossen am Samstag vorher ein wenig billigen Stoff in der Stadt besorgt und heute in der Mittagspause die Nähmaschine missbraucht. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Die Verarbeitung ist sehr ordentlich, aber das Design Schrott. Es ist im Grunde nur ein Sack mit Trägern. Seht selbst:
Aber ich bin ja auch Maschinenbauer und kein Schneider. Thorsten meinte, während ich das Kleid nähte: "Sag mal, woher kannst Du mit einer Nähmaschine umgehen ?" Und schwer grummelnd, weil Vorurteile gegen Textilmaschinenbauer bestätigend, musste ich zugeben, dass ich die Handhabung der Maschinentechnik (nicht das Nähen, nur die Maschinenbedienung und Einstellung) bei meiner ersten Studienarbeit gelernt hatte. Da habe ich Formgedächtnismetalle auf einer Stickmaschine verarbeitet; eine Stickmaschine ist einer Nähmaschine sehr, sehr ähnlich.
Zurück zum Kleid:
Die Borte unten ist mit Herzchen verziert, die obere Borte mit einem anderen Muster. Der Schlitz ist mit einem Karomuster abgenäht. Zusätzlich sind Schriftzüge wie "Geelong HHH" und "Red Dress Run" aufgestickt. Alles gemacht mit Standardeinstellungen der Nähmaschine, an der ich im Institut arbeite.
Es ist nicht besonders figurbetont, aber auf jeden Fall rotes, definitiv nicht-männliches Kleidungsstück, das reichte für heute Abend.
Thorsten wollte ich eigentlich auch ein Kleid nähen, aber es hatte sich kurzfristig ergeben, dass er eines leihen konnte. Besser so, weniger Arbeit für mich :-) So sah er aus:
Hm... sexy !
Der Run ging mitten durch die City, quer über Rugbyfelder, auf denen leicht irritierte jugendliche ihrem Training nachgingen, vorbei an Cafes, in denen lachende Leute saßen, über Kreuzungen, wo wir begeistert angehupt wurden !
Marge Simpson ?!?!
Die Stimmung kann man am besten mit einer Klassenfahrt der Jahrgangsstufe 10 vergleichen. Das sind durch die Bank weg gestandene Männer und Frauen, die meisten über 40; aber beim Hash werden alle zu Kindern. Es ist unglaublich.
Der Run dauerte ca. eine halbe bis dreiviertel Stunde, dann ging es wieder zum Ausgangspunkt zurück, zu den rituellen Charges.
Thorsten war Virgin Runner, daher musste er einmal saufen. Dann kam das Eklige: Er hatte neue Schuhe an, und beim Hash wird jedes Detail zum Anlass genommen, jemanden zu chargen. Leute mit neuen Schuhen bekommen da eine ganz besondere Ehre: Sie dürfen das Bier aus ihrem Schuh trinken. Hmmmm, lecker !
Und so sieht das aus:
Ich musste mitsaufen (Cola), weil ich vorgeschlagen hatte, dass Thorsten wegen seiner Schuhe gecharget wird. Natürlich hatte ich nicht den Steiss, das selbst vorzuschlagen, sondern wollte wen dazu anstiften. Das wurde mein "Verhängnis".
Prost ! Wenn ich es mir so überlege, hat er es schlimmer erwischt als ich ;-)
Und damit nicht genug. Nach sieben Hash Runs für mich war es an der Zeit, einen Spitznamen zu bekommen. Den bekommt man für dumme Sachen, die man gemacht hat, oder Sprüche, die über einen gemacht wurden. So wurde z.B. einer nach einer Konfrontation mit einem Klacks Vogel-A-A "birdshit" getauft... hab ich früher schonmal erzählt.
Meine "Taufe" wurde vom "Religious Advisor" des Hash Regimes durchgeführt. Mein Name ist nun "Pfaff", nach einem deutschen Nähmschinenhersteller. Ihr wisst schon, wegen des selbst genähten Kleides...
Ich musste mich hinknien, und der Religious Advisor, gekleidet in einen psychedelischen Kaftan und mit einer Krone, die einen Mini-VW-Bus als Zierde trägt, taufte mich. Puh, langer Satz.
Getauft wurde natürlich mit Bier. Erst ein wenig besprenkelt und zugesifft, dann wurde der (nach Thorstens Aussage dünnflüssige) Gerstensaft auf mein Haupt geschüttet. Ich stand auf, und war nun "Pfaff". So einfach ist das. Habe zwar gerochen wie ein Brauereipferd, aber was solls. War lustig.
Unterm Strich: 390 Dollar für einen guten Zweck gesammelt, in der Innenstadt zum Affen gemacht, in der Zeitung gekommen (ja, da war ein Fotograf von der Geelonger Zeitung), mit Bier getränkt worden, Spass gehabt.
Es grüßt
Pfaff ;-)
chickenhawk - 13. Feb, 13:47