Sonntag, 4. Dezember 2005

Pädagogisch fragwürdige Artikel und andere lustige Dinge im Supermarkt

Nach einem bierernsten Eintrag möchte ich nun den Kasperfaden wieder aufnehmen und über heitere Dinge schreiben. Entschuldigt die bedingt gute Qualität der Fotos, ich hatte meine Kamera vergessen und die Fotos mit dem Handy gemacht.

Am Samstag war ich einkaufen. Hahaha wie lustig !!! Nein, zu früh gelacht. Ich bin im Supermarkt über einige Artikel gestolpert, die meine Stirn haben Falten werfen lassen. Als erstes möchte ich einen Artikel für die kleinen Erdenbewohner vorstellen. Es handelt sich um ein Töpfchen, in das kleine Kinder ihr Geschäft verrichten. Beim designen des Töpfchens haben sich die Hersteller wohl gedacht
„ Hey, es gibt Pflaster mit Tieren drauf, Bettwäsche mit Tieren, alles mit Tieren ! Kinder lieben Tiere ! Warum also nicht ein Töpfchen, welches aussieht wie ein Tier ?“

Ich präsentiere: Tommy Tortoise, die Schildkröte, auf die man scheissen kann. Einfach den Panzer bzw. Deckel abnehmen und los geht der Spaß !
Tommy-Tortoise-2
Tommy-Tortoise-1

Die pädagogische Message dieses Utensils finde ich recht fragwürdig. Denn was könnte ein Kind bei der Benutzung dieses hübschen Dinges lernen ?
- Tiere sind uns untergeordnet
- Auf Tiere kann man scheissen
- Besonders auf die vom Aussterben bedrohten
Ich glaube, ich muss mal dem WWF bzw. Greenpeace dieses Töpfchen melden.

Artikel Nummer zwei: „Roboraptor – A fusion of technology and personality“. Es handelt sich um einen recht großen Dinosaurier-Roboter mit Infrarotsteuerung und verschiedenen Sensoren.
Roboraptor
Der Kasten auf dem Bild ist ca. 60 cm lang. Der Stern ist übrigens ein Siegel, das besagt, dass dieses Spielzeug „Toy of the Year XY“ war.
Auch hier stellt sich wieder die Frage nach dem pädagogischen Inhalt. Ich beziehe dies auf die Aussage „Technology and personality“ . Hm. Los, Kinder, nehmt euch den Charakter dieses überaus putzigen Carnivoren zum Vorbild. Was für eine Persönlichkeit, der Raptor kann Dich in tausend Stücke reissen und in großen Brocken runterschlucken. Genau die Dinge, die mir meine Mama immer verboten hat.
Abseits all meiner Hetze muss ich aber zugeben, dass ich trotz des erwachsen-und-besonnen-sein den Roboraptor doch mal arschcool finde. Meine Charakterbildung ist abgeschlossen und ich halte mich für ausreichend verkorkst, um so ein Ding theoretisch mein eigen nennen zu können. Männer werden nie erwachsen, nur die Spielzeuge werden teurer !
(Ich sagte theoretisch, habe ihn mir natürlich nicht gekauft. Wie soll ich den denn wieder nach Deutschland verfrachten ;-) .

Der letzte Artikel ist pädagogisch recht unbedenklich. Es handelt sich um einen Stofftier-Frosch. Ich fand den Gesichtsausdruck des Kuscheltieres dermaßen saudämlich, dass er mich sofort an meinen eigenen erinnert hat. Irgendwie hatte ich sofort eine Verbindung zu dem Tier. Hier ein Foto, welches die Ähnlichkeit unterstreicht.
Froschkoenig

Samstag, 3. Dezember 2005

Millionen Tote - Alaaf und Helau !

Nach den bitteren und schweren Gedanken über die Todesstrafe folgt eine weitere Episode abgrundtiefer Einblicke in mein geistiges Innenleben. Es geht um uns Deutsche und das Nationalbewusstsein. Entschuldigt die teilweise derbe Sprache, ich versuche damit, meinen Ärger über gewisse Dinge in Worte zu fassen.
Vorhang auf...

Der 11.11. ist den Deutschen bekannt als Beginn der Karnevalsaison. Schunkeln, singen, lachen, fröhlich sein. Auf Knopfdruck fröhlich sein. Auf einmal sind alle gaaaanz lustig und haben sich gaaaaaaanz doll lieb.
In Australien und England wird der 11.November anders begangen. Da ist Remembrance Day. Um Punkt 11 Uhr steht das öffentlich Leben für zwei Minuten still. Züge halten an, Autos auf den Straßen stoppen und die Fahrer steigen aus, alle Kirchenglocken erklingen zum Gedächtnis an die Toten des ersten Weltkrieges und der anderen, vielen Kriege. Hintergrund: Am 11. November 1918 um 11 Uhr wurden alle Kampfhandlungen des ersten Weltkrieges eingestellt.
Es ist ein respektvolles Gedenken, kein triumphatisches Großmacht-Gehabe, denn es waren Menschen, die dort im Dreck starben. An sie wird erinnert.

Es waren zwei sehr unterschiedliche Bilder, die sich mir da aufgedrängt haben. Auf der einen Seite sah ich vor meinem geistigen Auge die Menschen hier, die am 11.11. innehalten und in unserer hektischen Welt Menschen gedenken, die vor langer Zeit ihr Leben ließen und nicht gerade auf schöne Art und Weise aus dem Leben schieden. In dieses Bild schob sich dann jäh ein pappbenaster Jeckenclown aus dem Rheinland. Weiß geschminktes Gesicht, alberne rote Perücke, er bläst in eine Tröte und grölt besoffen „Helau“ in knopfdruckartiger Ekstase. Ihr merkt schon, ich bin nicht so der Karnevalsmensch. UND heute ein bisschen ätzend gelaunt.

Und jetzt wird man sich bestimmt denken:
„Das Datum ist eben Zufall, was hat das bitte miteinander zu tun ?“
Und beim ersten Teil stimme ich voll und ganz zu. Es ist Zufall. Aber auch wenn Karneval und der Remembrance Day absolut nix miteinander zu tun haben, führt mir der Zufall, dass beide Ereignisse gleichzeitig stattfinden, mal wieder vor Augen, wie verkrüppelt die deutsche Selbstauffassung ist. Sicher, „wir“ Deutschen haben den Volkstrauertag. Aber um ehrlich zu sein: Ich musste im Internet nachschlagen, um zu schauen, ob der wirklich für die Toten der Kriege gedacht ist. Und wann er überhaupt stattfindet. So lebendig ist die Kultur des Gedenkens bei uns.

In Verdun werden heute noch jedes Jahr Knochen und sonstige Überreste beim bestellen der Äcker zu Tage gefördert. Können Knochen eindeutig einer Nation zugehörig identifiziert werden (z.B. durch Uniformreste oder Ausrüstung), werden sie gesondert aufbewahrt. Einmal im Jahr kommen dann Veteranen des ersten Weltkrieges aus Australien (!!!) nach Frankreich, um ihre Kameraden zu beerdigen. Man muss sich das mal vorstellen: Die wenigen, die es noch gibt, sind weit über 90 und kommen trotzdem noch jedes Jahr nach Verdun, um ihren Kameraden die letzte Ehre zu erweisen. Es liegen auch noch tausende deutscher Soldaten unter der Erde Verduns. Aber ich sehe keine deutschen Veteranen, sofern noch welche leben, nach Verdun tingeln.
Viele werden vermutlich die Richtung, in die mein heutiger Eintrag läuft, nicht mögen. Mir ist voll und ganz bewusst, dass ich mich auf seeeeehr dünnem Eis bewege mit dem was ich schreibe.
Sehr schnell wird man als braun abgestempelt, kommt das Thema Soldaten und Gedenken oder Nationalstolz auf. Es sind Themen, die leider fast nur von den hirnamputierten Vollspastis, diesem braunen Gesocks, immer wieder aufgegriffen werden. Und dann natürlich immer mit einem radikalen und ideologischen Touch, bei dem jedermann, der Hirn hat zum Denken, die Stacheln ausfährt. Es ist zum Teil diesen zurückgebliebenen braunen Arschgeigen zu verdanken, dass gewisse Themen von den Deutschen auch heute noch gemieden werden bzw. tabu sind. „Flagge zeigen“ ist nach wie vor nur bei Ereignissen mit schwerwiegender Bedeutung für Deutschland möglich: Entweder wenn ein Haufen überbezahlter Leute einem Ball hinterherjagt oder wenn ein überbezahlter Mann in einem roten Auto ganz schnell im Kreis fährt. Ja, dann zückt der Deutsche mit bebender Brust seine Flagge und hängt sie aus dem Fenster.
Es wird vermutlich noch ein Weilchen dauern, bis sich das einigermaßen normalisiert hat. Wir Deutsche haben schon ein kaputtes Verhältnis zu unserem Land, was ? Wie lange wird es wohl noch dauern, bis man wieder ohne schief angeschaut zu werden „Ich bin stolz, ein Deutscher zu sein“ sagen darf ?
In diesem Sinne möchte ich zum Abschluss meinen Erzfeind König Karneval zu Worte kommen lassen. In der letzten Saison bin ich beim zappen (ja, WIRKLICH beim zappen) über die Sitzung in Mainz gestolpert. Dort sprach gerade der „Bote vom deutschen Bundestag“, der alle möglichen politischen Dinge durch den Kakao zog. Einer seiner Witze hat sich bei mir eingebrannt, weil er mit brutaler Ehrlichkeit die Realität beschreibt.

Meine Damen und Herren, es spricht der Bote vom deutschen Bundestag:

„Die Deutschen und ihr Nationalbewusstsein.... fragt mal einen Italiener:
´Bist Du Italiener ?´
´Si, si, bella Italia !´
Fragt einen Franzosen:
´Bist Du Franzose ?´
´Oui, vive la France !´
Und fragt einen Deutschen:
´Bist Du Deutscher ?´
´Ja, Entschuldigung !“

Freitag, 2. Dezember 2005

Ein sehr ernster Eintrag

Heute mal ein sehr, sehr ernster Eintrag.

In Autralien ist es die Schlagzeile Nummer eins, in Deutschland nur eine Fußnote wie ich heute.de und spiegel.de entnehmen kann.
Heute morgen ist in Singapur ein 25 jähriger Australier hingerichtet worden. Er hatte vor drei Jahren Heroin geschmuggelt und war am Flughafen gefasst worden. Singapur hat seit 1991 420 Menschen getötet, die meisten wegen Rauschgiftverbrechen. Zuvor gab es dramatische und sehr tragische Szenen, als seine Mutter ihn am Tag vor der Hinrichtung besuchen, aber nicht in den Arm nehmen durfte, sondern durch eine Glasscheibe mit ihm sprechen musste. Abseits der Gnadenapelle aus aller Herren Länder, gegen Proteste im eigenen Land, gegen das Bitten der australischen Regierung wurde er getötet. Nix zu machen. Sie haben ihn gehängt. Van Nguyen, ein Australier vietnamesischer Herkunft, starb am Galgen.

In meinen Augen ist jedes Land, das die Todesstrafe praktiziert, noch nicht vollständig zivilisiert. Und damit schliesse ich auch die USA ein. Dort läuft momentan wieder eine Protestwelle, weil der 1000. Mensch durch den Staat “““““rechtmäßig“““““ sterben soll. Man beachte, dass man um das Wort „rechtmäßig“ gar nicht genügend Anführungszeichen setzen kann. Es ist so widerlich. Woher nimmt ein Staat, woher nimmt überhaupt irgendwer, die Überzeugung, einen anderen Menschen töten zu dürfen ? Einbildung, pure Einbildung, denn nichts auf der Welt rechtfertigt das Auslöschen eines menschlichen Lebens.
Egal was ein Mensch verbrochen haben mag, egal wie bestialisch er mit seinem Opfer umgegangen sein mag - Was ist das für ein Gedanke hinter der Todesstrafe ?

Abschreckung ? Klappt nicht, siehe USA. Trotz Todesstrafe werden unheimlich viele Menschen ermordet.

Rache ? Ich möchte mich nicht in die Situation der Angehörigen des Opfers versetzen, sie dürstet es bestimmt nach Rache, aber wie kann ein Staat dieses primitivste aller Gefühle billigen ?

Wie rechtfertigen Staaten die Todesstrafe ? Wenn mich nicht alles täuscht, liegt die Macht, Leben zu schaffen, beim jeweiligen Gott der einzelnen Religionen. Und sagt auch nicht jede Religion, dass man sich nicht über seinen Gott stellen darf ? Wie in aller Welt ist das also unter einen Hut zu bringen ? Warum maßen sich diese Menschen an, das zu vernichten, was ihr Schöpfer, an den sie glauben, erschaffen hat ? Das ist heuchlerisch. Einerseits gründen sie ihren Staat auf den Werten des jeweiligen Gottes, andererseits treten sie seine Gebote mit Füßen.
Ich ergreife hier keinesfalls Partei für die Delinquenten, sie verdienen sicherlich Strafe. Aber ich bin der festen Überzeugung, dass kein Verbrechen der Welt, egal was auch immer geschehen sein mag, eine Hinrichtung rechtfertigen kann.

Ich möchte diesen Eintrag mit einem Zitat aus dem Herrn der Ringe abschliessen. Das ist fürchterlich lame, aber in diesem Fall gibt es einfach keine bessere Formulierung. Das Zitat stammt von Gandalf

„Viele die leben, verdienen den Tod. Und manche, die sterben, verdienen das Leben. Kannst du es ihnen geben?”

Donnerstag, 1. Dezember 2005

Warum ich Ingenieur sein toll finde

Ingenieure sind faul.

Natürlich sitzen Ingenieure nicht den ganzen Tag herum und retten sich von Kaffepause zu Mittagessen zu Feierabend, indem sie Däumchen drehen. Sagen wir lieber - Ingenieure sind bestrebt, den Arbeitsaufwand auf das Notwändige (scheiss neue Rechtschreibung) zu beschränken.
Beispiel.
Ich arbeite seit ca. einer Woche an der mathematischen Modellierung eines komplexen geometrischen Problems. Hört sich sehr hochgestochen an, was ? Zwar ist der Sachverhalt an sich recht banal, doch die Umsetzung ins Mathematische ist etwas kompliziert. Es geht um einen Faden, der um ein zylindrisches Objekt gewickelt wird. Dann dreht man das zylindrische Objekt und der Faden nimmt einen anderen Weg auf der Oberfläche. Kompliziert, fies, bäh. Hier ein Bild von meinen Experimenten.
Streng-geheim
Mittlerweile bin ich in Regionen vorgestossen, die exakt gar nicht mehr zu berechnen sind. Daher wird das Problem mit der numerischen Keule totgehauen. Matheprogramm her – und da ist die Lösung. Prima, Arbeitsaufwand minimiert.
Doch je weiter ich vordringe, desto ungenauer werden die Berechnungen. Und hier ist der zweite Grund, warum ich Ingenieur sein toll finde.

Ingenieure sind Schweine

Ingenieure sauen ziemlich viel zum. Mathematisch vollführen wir Kapriolen, bei denen jeder gelernte Mathematiker direkt einen Hirnschlag bekommt. Nicht, weil wir so ultrahochkomplexe Berechnungen durchführen würden, nein. Eher, weil wir bei den Berechnungen viele Dinge unter den Tisch fallen lassen und stark vereinfachen. Streng mathematisch eine Todsünde, die mit dem Leiden im ewigen Rechenfeuer zu bestrafen ist.
Ingenieure ferkeln gigantisch herum und vereinfachen an allen Ecken und Kanten. Der Gedanke dahinter ist einfach: In der Regel ist es unsere Aufgabe, Dinge so zu konstruieren, dass sie
a.) funktionieren und
b.) niemanden umbringen.
Dazu reicht es oft aus, eine Näherung zu finden und dann ein paar Sicherheitsfaktoren draufzuklatschen.
Physiker und Chemiker sind da ein ganz anderer Menschenschlag. In der Regel beschäftigen sie sich mit Grundlagenforschung, und da muss man genau sein, weil auf diesen Forschungen alles aufbaut. Die Anwendung dieser Grundlagen ermöglicht es den Ingenieuren, hier und da im Rechnen zu pfuschen. Natürlich geht das pfuschen nur so weit, wie die Sicherheit und Funktionalität des betrachteten Objektes gewährleistet ist. Was mich direkt zum dritten Grund bringt:

Ingenieure sind pragmatisch

Das ist ein Aspekt, mit dem ich mich sehr stark identifizieren kann. Es geht um Anwendungen. Konkretes. Kein rein theoretisches Konstrukt, sondern Anwendungen. Am Ende muss (fast) immer ein greifbares Ergebnis vorhanden sein. Man kümmert sich nicht so stark um das WARUM, sondern eher um das WIE. Das WARUM ist nur interessant wenn man sich fragt „WARUM funktioniert der Scheiss hier nicht ?“
Denkt an Newton. Physiker war der gute Mann und hat die Schwerkraft entdeckt. Da plumpst ihm eines Tages ein Apfel auf den Kopf und was denkt er sich ?
„Aha, der Apfel fällt nach unten weil die Erde ihn anzieht. Schwerkraft, logisch !“
Wäre Newton ein Ingenieur gewesen, hätte das ganz anders ausgesehen.
„Autsch !“
–Pause-
„Oh, lecker, ein Apfel !“ *knurps knurps* „Hm, guter Apfel. Und jetzt halte ich meine Siesta“
Und die Welt wäre nie so weit gekommen, fehlte ihr doch das Konzept der Schwerkraft.

Wie man sieht, sind Ingenieure nicht für alles zu gebrauchen. Aber näherungsweise zu fast allem.

Montag, 21. November 2005

Spiderman – revisited

Es war ein schöner Freitag Abend und ich war gerade dabei die letzten Seiten eines Dan Brown-Romans zu lesen (Digital Fortress, sehr spannend !). Aus dem Augenwinkel sah ich etwas Bewegung an der Wand. Während sich mein Kopf zu dem Etwas an der Wand drehte hatte das Gehirn schon die Lage analysiert und alarmmässig alle Adrenalinventile geöffnet. In solchen Situationen ist man ja bekannterweise darauf gedrillt, zu flüchten. Alle anderen Körperfunktionen werden runtergefahren. Auch das Sprachzentrum ist in solch einer Lage nur begrenzt zu intellektuellen Kapriolen fähig, weshalb ich nur ein moderat schlaues „FUCKING SHIT !“ zustande brachte.
An der Wand krabbelte nämlich eine Spinne. Ja, lacht nur, aber die meisten Spinnen hier in Australien sind giftig und – in Kombination selten lustig – sie beissen auch. Schnell sprintete ich in die Küche und besorgte ein Glas. Auf die Spinne, Karton druntergeschoben und erstmal raus aus dem Zimmer. Bei genauerer Betrachtung in der Küche bestätigte sich mein Verdacht. Es handelt sich um eine White Tail Spider, giftig und ganz und gar unbekömmlich. Sie ist recht klein, vielleicht 3 cm groß, hat einen länglichen, wurstförmigen Körper und die Spitze am hinteren Ende des Körpers ist weiss, daher der Name.
Nach kurzem Kriegsrat mit Sharon habe ich das Tierchen plattgehauen. Mache ich nicht gerne wegen Sauerei und schlechtem Karma, aber dies ist was Anderes.
Das war definitiv KEIN schönes Erlebnis. Ich habe am nächsten Tag alle nur erdenklichen Vorsichtsmaßnahmen ergriffen. Zimmer gründlich gesaugt (Spinnen mögen Dreck), alle Kleidungsstücke und Taschen und Beutel in den Schrank gehangen, Bett von der Wand gerückt, Bettwäsche gewaschen, Bettgestell gründlichst inspiziert und Räucherstäbchen gekauft. Diese halten vermutlich keine Spinnen fern, aber zumindest Insekten. Und Spinnen fressen ja Insekten.
Als ich am nächsten Tag durch den Supermarkt schlenderte und auf der Suche nach einem Zahnputzbecher war, fiel mein Blick auf einen Spiderman-Becher. Jo ! Passt wie die Faust aufs Auge. Doch wenn man mal genau ist: Auf dem Becher steht „Spiderman and Friends“. Ha, und das kann nur eines bedeuten ! Spiderman, Vietlama und Elvis-Lama retten die Welt vor fiesen Krabbeltierchen.
Elvis-Lama-und-Spiderman
Vietlama-und-Spiderman
Also schaut euch die Bilder genau an und prägt euch ein (denkt euch einen Rap-Beat dabei):
"Spiderman is in da house,
schmeisst euch alle Spinnen raus.
Vietlama hilft dabei,
matscht die Viecher schnell zu Brei.
Elvis-Lama macht den Beat,
und alle singen dieses Lied:
`Onga bonga Spinnenbrei,
Spinnen hau´n wir schnell entzwei !
Onga Bonga Spinnenblut,
hau sie tot, komm hab den Mut`"

Stay tuned for more tales of interest...

Mittwoch, 16. November 2005

Die deutsch-französische Freundschaft

Gestern war ich auf einer Konferenz in Melbourne. Um genau zu sein - sie war ausserhalb von Melbourne. In einem Golfressort, ein richtig edles Fleckchen Erde was nur eines ausstrahlt: "Teuer". Zum Glück hat CSIRO für mich gezahlt, sonst wäre ich wohl nicht hingegangen.
Kevin, ein Doktorand aus Frankreich, hat mich abgeholt. Kevin ist ein lustiger Typ, sehr locker und entspannt.
Aitken Hill ist, wie schon erwähnt, ein sehr nobles Konferenzzentrum / Golfressort. Als wir die breite Einfahrt entlangfuhren kamen wir aus dem Staunen nicht mehr raus. Groß, weit, blitzsauber gepflegte Anlagen. Holla.
Aitken-Hill-Conference-Center
Die Vorträge waren fast alle interessant. Manche Themen hatten leider das Pech, einen miserablen Präsentierenden zu haben. Sehr witzig und gleichzeitig interessant war der Vortrag eines britischen Experten, der über schussresistente Westen und andere Sicherheitstextilien referiert hat. Sehr trockener Humor. Zwei seiner Bilder aus der Präsentation möchte ich euch nicht vorenthalten.
Killerkatze
Killeraffe
Das Mittagessen gab es in der Megaluxuriösen dekadent ausgestatteten Dining Hall mit unschlagbarem Panorama. Meine Güte, natürlich hab ich mich wieder überfressen. Oh, ich schwärme jetzt noch von dem Nachtisch. Kuchenteig, darauf ca. drei Zentimeter massiv Schokolade, durchsetzt mit Nussstücken. Und natürlich Vanillecreme dabei, massig.
Dining-Hall
Der Tisch, an dem ich saß, war extrem international. Neben mir als deutschem Staatsbürger waren ein Brite, eine Schwedin, eine Iranerin, eine Chinesin, ein Franzose und zwei Australier.
Nach dem Mittagessen kugelten Kevin und ich zurück in den Konferenzraum. Der volle Magen und die wenig spannenden vorgetragenen Themen führten dazu, dass unsere Aufmerksamkeit geringfügig abdriftete und wir anfingen, kleine Symbole der deutsch-fransösischen Freundschaft auszutauschen. Den Auftakt machte ich mit einem berühmten Froschfresser-Witz.
Franzosen-fressen-Froesche
Zugegeben ein recht primitiver Cartoon, aber die wichtigsten Dinge sind zu erkennen. Kevin konterte geschickt mit diesem Kunstwerk:
Bratwuerst
Ich liebe diese Schreibweise - "Bratwürst". Weiss gar nicht, ob das Absicht war.
Der Tag neigte sich schnell seinem Ende zu. Noch einmal schnell Kekse vom Kaffeetisch geklaut, Tasche gepackt und ab nach Hause. Auf dem Weg nach draussen liess ich noch zwei Gummidichtungen von Flaschen-Schnappverschlüssen mitgehen. Die kann ich nämlich über den Gurtpin an meinem Bass stülpen. Damit verhindere ich, dass der Gurt beim Spielen vom Pin rutscht.
Resümee des Tages: Kulturellen Austausch gefördert, Bauch kostenlos voller Leckereien gehauen, frei Tee und Kaffee gesoffen und das Konferenzzentrum beklaut. Was will man mehr ?

Montag, 14. November 2005

Sex beim Frisör und sehr kurze Haarschnitte

Nach dem ehrführchtigen Staunen über die sphärische Haarpracht des Wolfmother-Sängers blickte ich Zuhause in den Spiegel und befand meine natürliche Kopfbedeckung einer neuen Beschneidung würdig. Direkt gegenüber CSIRO hat ein Herrenfriseur seinen Salon eingerichtet, groß und bunt heisst es dort „Don´s Barber Shop“. Und der Preis scheint auch ok, 12 Dollar fürs Haare schneiden (7,50 Euro).
Also bin ich in der Mittagspause dort hingetigert. Der „Salon“ ist ca. 12 qm groß und in ein Wohnhaus integriert. Ein Stuhl, ein paar sehr altertümlich anmutende Frisiergeräte und ein ebenso altertümlicher Geruch. Riecht irgendwie nach alte-Männer-Rasierwasser. Egal, 12 Dollar ! Vor mir sind noch zwei andere Kunden, also warte ich und greife zu einem der vielen Magazine die dort herumliegen. Alles Auto- und Motorradmagazine oder Hefte über die Jagd, mit Tests der neuesten Schrotflinten und Tipps, wie man seinen Hund am besten zum apportieren der toten Enten abrichtet. Damit hätte ich die Hobbies des Friseurs schon mal ergründet.
Ich steige auf den Stuhl, und der Friseur fragt:

„Nun, was solls denn werden ?“

„Och, der Sommer kommt, daher hätte ich gerne einen sehr kurzen Sommerschnitt“

„Sag niemals `sehr kurz` zu mir, denn dann kriegst Du wirklich `sehr kurz`. Neulich, da war so ein arroganter Schnösel hier, der genau das wollte. Ich habe ihm gesagt, dass es dann auch `sehr kurz` wird, aber er hat mich nur blöde angefahren `hör mal zu, mach einfach was ich Dir sage`. Nun, daraufhin hab ich die 3 mm –Schablone auf meinen Haarschneider getan und bin einmal eine Bahn damit über seinen Kopf gefahren. Fand er nicht lustig. Er fragte mich: `AH ! Warum hast Du das gemacht ?` und ich erwiderte: `Du bist ein arroganter Penner, ich lasse nicht so mit mir reden. Jetzt siehst Du was Du davon hast`.... ich glaube, der kommt nicht nochmal zum Haare schneiden..... aber ich schweife ab. Was solls denn nun werden ?“

Mit offenem Mund habe ich dieser Geschichte gelauscht und korrigiere schnell meinen Frisurwunsch. Er hört zu, nickt und sagt „Ah ja, also `Modern 1`. Kein Problem, wollen die meisten Jungs haben, die hierhin kommen.“

Dies war erst der Anfang eines sehr erinnerungswürdigen Friseurbesuchs. Ich versuche, ein wenig Konversation zu machen (über Autos, „Hobby 1“), aber mein mangelndes Fachwissen lässt das Gespräch zu einem Monolog des Friseurs ausarten. Ich sollte vielleicht eine kurze Beschreibung des Friseurs abgeben.
Er ist vielleicht Ende fünfzig, hat ordentlich gescheiteltes Haar und ein Gesicht, welches ein wenig an den berühmten Weltmeister im Grimassenschneiden erinnert (ihr wisst schon, der seine Unterlippe über die Nase ziehen kann...). Alles in allem wirkt er aber nicht wie eine Witzfigur, sondern macht eher den Eindruck eines ruhigen, aber rauhen Gesellen.

Ich versuche, das Gespräch wieder in Gang zu bringen.

„Sie jagen also auch ?“

„Hm... nein, nicht mehr. Hab all meine Gewehre verkauft.“

Der wartende Kunde meldet sich zu Wort.

„Oh nein, warum ? Gewehre ziehen doch die Frauen an !“

„Ach, wozu brauch ich das denn ? Ich hab die große Liebe meines Lebens geheiratet, warum sollte ich für fünf Minuten Sex alles aufs Spiel setzen ?“

„Ist die Scheidungsrate in Australien denn hoch ?“ frage ich, um mich auch mal kreativ in die Konversation einzubringen...

„Na, nicht sehr, aber sie steigt. Weißt Du, mein Sohn ist 29 und ich hab ihn gefragt, ob er nicht mal seine Freundin heiraten will. `Nein, will ja erstmal wissen, ob es klappt mit uns beiden...`. Meine Güte ! Meine Frau und ich hatten keinen Sex, bis wir verheiratet waren (waren ja auch andere Zeiten damals), und es klappt trotzdem. Ich meine, IRGENDWAS müssen wir ja richtig gemacht haben, denn wir haben zwei Kinder, haha. Mittlerweile läuft vielleicht nicht mehr so viel im Bett, wenn ich Glück hab einmal die Woche. Weißt Du, ich nehm Tabletten gegen Bluthochdruck, da geht halt nicht mehr so viel.“

Mit offenem Mund nehme ich die Information zur Kenntnis und speichere sie unter „Too much information“ ab. Doch das war noch nicht alles.

„Mein Sohn hat mich neulich gefragt, ob ich es immer noch mache. Und ich sagte
`Ja klar, warum nicht ?`.
`YUCK, das ist ja ekelhaft. Dad, Du bist so alt !` meinte er.
`Ich weiss nicht, was bei mir mehr YUCK ist als bei Dir, also stell Dich mal nicht so an.’„

Mittlerweile ist die Frisur „Modern 1“ schon fast fertig. Noch schnell den Nacken mit der Rasierklinge bearbeitet , fertig. Ich zahle meine 12 Dollar, bedanke mich und kehre zu meinem Arbeitsplatz zurück. „Modern 1“ ist ein ganz vernünftiges Frisürchen geworden. Nacken und Seiten kurz, oben drauf etwas länger. So wie ich es eigentlich immer habe.
Modern-1

Na denn, bis zum nächsten Haarschnitt. Was ich wohl dort zu hören bekomme ?1

Donnerstag, 10. November 2005

Es rappelt im Karton

Gestern war ich auf einem Konzert der australischen Band "Wolfmother". Mir wurde von denen so vorgeschwärmt, dass ich mir CD und Konzert-Ticket direkt gekauft habe. Wolfmother spielen Hardrock, eine genauere Klassifikation kann ich nicht abgegeben weil ich keine Ahnung habe. Fragt Marvis, der kann euch das bestimmt sagen.
Wolfmother spielen im Preston in Geelong, einem kleinen Club im Stadtzentrum. Der Raum ist prall gefüllt, die Stimmung gut. Die Zuschauer stimmen Wolfsgeheul an, um die Band vielleicht schon früher als geplant auf die Bühne zu locken.
Als sich die drei Musiker dann endlich dazu erbarmen, ins Scheinwerferlicht zu treten, stockt mir der Atem. Der lockenköpfige Sänger / Gitarrist hat einen monstermässigen Afro. Meine Güte, ein Globus aus menschlicher Wolle, ich war fasziniert.
Hier ein paar Bilder, leider sehr dunkel, weil ich sie mit meinem Handy geknipst habe :-(
Aaaaaaaffffrrrrooooo....
Was für ein Afro !!!Der Bassist hat einen Rickernbacker Bass. Den Gurt hat er am Bass befestigt, indem er meterweise Panzertape drumgewickelt hat.
Ein Rickenbacker.... Argh, das schmerzt mein Bassistenherz. Welch Frevel ! Oder ist genau das Rock´n´Roll und ich habs nur noch nicht richtig verstanden ?

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